Ausbreitung: Bodenwelle, Ionosphäre und sporadische E-Schicht
Wer "einfach mal so" über Frequenzen zwischen 50 MHz und 52 MHz dreht, wird oft keine Signale wahrnehmen. Dies gilt in noch stärkerem Maß für das 4-m-Amateurfunkband. Der physikalische Grund liegt in der Mischung von Kurzwellen- und typischen UKW-Eigenschaften. Um Entfernungen zu überbrücken, die den Bereich der Bodenwelle übersteigen, welche den Bedingungen einer quasioptischen Ausbreitung unterliegt, sind besondere Ausbreitungsbedingungen erforderlich.
Die gute Nachricht: Herrschen geeignete Bedingungen, lassen sich mit geringer Leistung Entfernungen überbrücken, die ein Vielfaches der normalen Reichweite betragen. Aus diesem Grund wird der 6-m-Bereich "das magische Band" genannt. Für das 4-m-Band gilt Ähnliches, wobei die Anforderungen an die Ausbreitungsbedingungen aufgrund der höheren Frequenz nochmals höher gesteckt sind. Entscheidend ist die Reflexionsfähigkeit der Ionosphäre. Das Maß der Dinge ist die maximal nutzbare Frequenz MUF (maximum usable frequency). Dieser Wert, welcher von der geomagnetischen Sonnenaktivität abhängt, muss mindestens so hoch sein wie der zu nutzende Frequenzbereich.Es sind Reflexionen über die Ionosphäre möglich, sowohl über die E-Schicht als auch über die F-Schicht, hier allerdings fast ausschließlich im Sonnenfleckenmaximum. Das nächste wird für das Jahr 2025 erwartet, es sind aktuell also beste Voraussetzungen, die Bänder zu nutzen!
Die überbrückbaren Entfernungen hängen davon ab, in welcher Schicht der Ionosphäre Reflektionen stattfinden. Je höher die reflektierende Schicht, umso größer ist die theoretisch mögliche Reichweite des Funksignals. Allerdings ist die flächendeckende Empfangbarkeit eines bestimmten Signals eine Ausnahme: Typisch sind räumlich stark unterschiedliche Signalstärken. Ein Empfang in "Ortssenderqualität" kann sich im Nachbarort durchaus als nicht reproduzierbar darstellen.Verbindungen über die sporadische E-Schicht treten in der nördlichen Hemisphäre vorzugsweise tagsüber in den Monaten Mai bis Juli auf. Eine hohe Ionisierung der Ionosphäre in Höhe der E-Schicht verursacht eine Reflektion von Wellen, die ansonsten nicht oder von einer höheren Ionosphärenschicht reflektiert würden. Im Normalfall erfolgen hierüber Verbindungen mit Sprungdistanzen von bis zu 1500 km.Troposphärische Überreichweiten entstehen durch Inversionswetterlagen: Durch kalte Luft unten und warme darüber entstehen "Wellenleiter", die bei einer bodennahen Inversion zu Überreichweiten von 300 bis 400 km führen. Besteht die Inversion in höheren Schichten, können Entfernungen bis zu etwa 1000 km überbrückt werden. Diese Bedingungen sind oftmals über Stunden relativ stabil.
Ionosphärenschichten (engl. Layer) in Abhängigkeit von der Tageszeit: Nachts wirken die E-Schicht und die F-Schicht. Tagsüber bildet sich durch die Sonneneinwirkung die D-Schicht; die E- und F-Schichten sind stärker ausgeprägt. Oftmals bilden sich über den Tag zwei F-Schichten: Die niedrigere F1-Schicht reicht von 150 bis 220 km Höhe. Über der F1-Schicht breitet sich zwischen 220 und 800 km Höhe die F2-Schicht aus.
Die Ausbreitung über die F2-Schicht ist die Königsdisziplin, hierüber sind transkontinentale Verbindungen möglich. Eine Ausbreitung ist auf Tageslichtstrecken angewiesen, wobei jedoch in Ausnahmefällen auch noch Stunden nach dem lokalen Sonnenuntergang Weitverbindungen erzielt wurden.Oft sind diese Funkverbindungen auf bestimmte Richtungen beschränkt, die sich zudem im zeitlichen Verlauf ändern können. Nichts ist voraussagbar, aber ein ausdauerndes Beobachten der Bänder ist – bei Vorliegen einer MUF oberhalb von 50 MHz bzw. 70 MHz – ein sinnvolles Vorgehen. Die Häufigkeit von Bandöffnungen im 4-m-Bereich ist im Vergleich zu 6 m geringer, was die Herausforderung erhöht. Eine praktikable Übersicht für beide Bänder bieten die Weltkartendarstellungen von DX Maps, die in Echtzeit aktuelle Empfangsmeldungen graphisch darstellen. Sowohl der Ausschnitt wie auch der Frequenzbereich sind vorwählbar:
dxmaps.comBetriebstechnik: Nutzungsdauer, Informationsaustausch und Frequenzen für FT8
Da der Reiz dieser Bänder eher in der Nutzung außergewöhnlicher Ausbreitungsbedingungen liegt, deren Nutzungsdauer nie exakt bestimmbar ist, gibt es weder in SSB noch in CW lange "Klönschnacks" oder Runden von mehreren Funkamateuren. Vielmehr ist es üblich, den Informationsaustausch auf das Notwendige zu beschränken, um eine Vielzahl von Verbindungen zu ermöglichen.Im 6-m-Band lassen sich Baken nutzen, die im Bereich 50 MHz bis 50,5 MHz ihre CW-Kennung ausstrahlen und so eine Hilfe bei der Beurteilung von Ausbreitungsbedingungen bieten.
Eine Liste deutscher Baken findet sich hier:
Deutsche BakenEine Liste des Synchronised 50 MHz Beacon Project ist hier zugänglich:
Synchronised 50 MHz BeaconDie beliebte Sendeart FT8 erfolgt im 6-m-Band auf der Standardfrequenz 50.313 MHz. Die DX-Frequenz 50.323 MHz sollte Interkontinental-Verbindungen vorbehalten sein. Europäer senden auf letztgenannter Frequenz zu den geraden Sekunden, also :00 und :30.
Im 4-m-Band gibt es keine separate DX-Frequenz für FT8, hier ist 70.154 MHz zu nutzen.
Ausrüstung: Transceiver, Antennen und Sendearten
transceiver
Aktuelle Amateurfunktransceiver, die im Auslieferungszustand ausschließlich empfangsmäßig das 4-m- und 6-m-Band erfassen – ICOM IC-7300 oder den Yaesu FT-710 seien beispielsweise genannt –, lassen sich oft durch eine Modifikation auch sendemäßig für die genannten Bereiche freischalten. Sprechen Sie uns an!
Weitere StationsgeräteAntennen
Bei der Wahl einer Antenne ist zu beachten, dass in Deutschland nur Antennen mit horizontaler Polarisation den gesetzlichen Vorgaben entsprechen. Bitte beachten Sie die gesetzlichen Vorgaben für Ihr Land. Wir bieten für beide Frequenzbereiche eine breite Palette an.
Rotor
Richtantennen bieten den höchsten Gewinn in Strahlungsrichtung, ein Rotor ist jedoch unverzichtbar, um die jeweiligen Ausbreitungsbedingungen bestmöglich auszunutzen.
Rotoren im WiMo-ShopRundstrahler
Sofern das Band offen ist, sind auch mit Rundstrahlern interessante Weitverbindungen möglich. Wir bieten horizontal polarisierte Antennen mit Rundstrahlcharakteristik an, die der gesetzlichen Vorgabe entsprechen. Vorteil dieser Antennen: Empfänge aus allen Richtungen werden gleichermaßen erfasst. Eine weitere Option ist die Delta 11 Loopantenne für 20 m bis 6 m. Als bidirektionale Antenne deckt sie zwei Richtungen gleichzeitig ab. Ein Rotor ist empfehlenswert.
Eingesetzte Sendearten: Weak Signal Modes, CW und Meteorscatter
Ein Großteil der Verbindungen findet heutzutage in den sogenannten Weak Signal Modes statt. Es handelt sich dabei um digitale Sendeverfahren, die für die Verwendung unter schwierigen Bedingungen konzipiert wurden und Decodierungen unterhalb des Rauschflurs ermöglichen.
Für unstabile Verbindungen, die nur für jeweils einige Sekunden anhalten, ist CW die Sendeart der Wahl. Hier sind QSOs möglich, deren Dauer die einer Verbindung im Modus FT8 deutlich unterschreitet.
Meteorscatter ist prinzipiell machbar und die Reflektionen dauern auch ausreichend lange an, in der Praxis findet der meiste Betrieb jedoch auf dem 2-m-Band statt. Erd-Mond-Erde-Verbindungen (EME) werden zwar gemacht, diese sind aber wegen des Antennenaufwandes eher Ausnahmen: Die Abmessungen von Antennen betragen im 6-m-Band das Dreifache von 2-m-Antennen.
Bandpläne
Gesetzliche Bestimmungen in Deutschland
Hinweis: Der folgende Absatz bezieht sich auf die rechtliche Situation in Deutschland. In anderen Ländern gelten sicherlich andere Regeln und Gesetze. Wir bitten Sie, sich rechtzeitig vor Errichtung einer Antennenanlage mit den lokalen Vorschriften vertraut zu machen. Vielen Dank.
Mit Wirkung vom 6. 5.2020 dürfen Inhaber einer Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst der Klassen A und E das 6-m-Band unter folgenden Bedingungen nutzen:
- 50,000 … 50,400 MHz mit 750 W Sendeleistung PEP für Klasse A bzw. 100 W für Klasse E
- 50,400 … 52,000 MHz mit 25 W Sendeleistung PEP für Klassen A und E
- jeweils in allen Sendearten mit ≤ 12 kHz maximaler Bandbreite
- jeweils mit horizontaler Antennenpolarisation
Zudem ist Contestbetrieb ausdrücklich erlaubt, jedoch ist die Nutzung weiterhin auf feste Amateurfunkstellen beschränkt. Auf die Abgabe einer Betriebsmeldung zur Nutzung des 50-MHz-Frequenzbereichs sowie auf die jederzeitige telefonische Erreichbarkeit der Amateurfunkstelle während des Sendebetriebs wird bis auf Weiteres verzichtet.
Logbuchführung unter Angabe von Datum, Uhrzeit, Frequenz, Modulationsart, Sendeleistung und ggf. Rufzeichen der Gegenstation ist weiterhin zwingend vorgeschrieben.
Andere Funkdienste und Telekommunikationsanlagen einschließlich der leitergebundenen Rundfunkübertragungen dürfen nicht gestört werden. Im Störungsfall ist die störende Aussendung durch den Funkamateur sofort einzustellen. Störungen durch andere Funkdienste und Telekommunikationsanlagen sind hinzunehmen.
Für den Funkbetrieb auf dem 4-m-Band, im Frequenzbereich 70,150 – 70,210 MHz gilt:
- 25 W Sendeleistung ERP.
- Die Nutzung ist auf ortsfeste Amateurfunkstellen beschränkt und darf nur durch Inhaber einer Zulassung zur Teilnahme am Amateurfunkdienst der Klasse A erfolgen.
- jeweils in allen Sendearten mit ≤ 12 kHz maximaler Bandbreite
- jeweils mit horizontaler Antennenpolarisation
Diese Duldungsregelungen gelten seit 2020 für jeweils ein Jahr.Über die Bestimmungen informieren die 14-täglich erscheinenden Amtsblätter der Bundesnetzagentur:
Gesetzliche Bestimmungen in weiteren Ländern
Die Regelungen in den westeuropäischen Ländern hinsichtlich der für den Amateurfunk freigegebenen Frequenzbereiche und deren Nutzung können trotz harmonisierter Bestimmungen voneinander abweichen. Auch aufgrund deren zeitlichen Befristungen empfiehlt es sich, Informationen auf den Webseiten der jeweiligen Fernmeldebehörden und Amateurfunkvereinigungen einzuholen.
Zum Zeitpunkt dieser Zusammenstellung sind folgende Informationen zugänglich:
Regelungen für Österreich
Die maximal erlaubte Sendeleistung in Österreich ist 100 W; auch Mobilbetrieb ist erlaubt. Die Einschränkung der Betriebsart wurde aufgehoben und auch unbemannte Sender (Repeater, Baken und Digipeater) wurden erlaubt. Hierfür gilt eine Strahlungsleistung von maximal 10 Watt ERP. Der Amateurfunk hat hier einen sekundären Status: Im Störungsfall ist die störende Aussendung durch den Funkamateur sofort einzustellen. Störungen durch andere Funkdienste und Telekommunikationsanlagen sind hinzunehmen.
Regelungen für die Schweiz
Nationaler Frequenzzuweisungsplan für die Schweiz: