AnyTone AT-D168UV im Check: Innovatives DMR-Handfunkgerät für Einsteiger und Profis

Seit etlichen Jahren erfreuen sich die DMR-Handfunkgeräte der AT-D868UV/ D878UV-Serie von AnyTone großer Beliebtheit. Nicht weiter verwunderlich, da diese Geräte sowohl Digitalbetrieb als auch klassisches FM auf 2 m und 70 cm ermöglichen und zu günstigen Preisen verfügbar sind. Dank regelmäßiger Firmware-Updates wurden Zuverlässigkeit und Funktionsumfang ständig weiterentwickelt und der Hersteller zeigt sich offen für Wünsche und Verbesserungsvorschläge der Anwender. Nun steht ein weiteres Modell in den Startlöchern, das auf die Bezeichnung „AT-D168UV“ hört. Ich bin Tim Rauhut, DL2DMC, und ich habe mir dieses Gerät genauer angesehen und mit meinem D878UV II PLUS verglichen.

Der kleine Bruder des D878UV

Ist das AT-D168UV das Nachfolgemodell des AT-D878UV? Die Antwort lautet ganz klar „Nein“, ich würde es eher als einen Ableger oder „kleinen Bruder“ bezeichnen. Aber für wen ist dieses Gerät geeignet, was kann es und was nicht?

Größenvergleich AT-D168UV (links) und AT-D878UV (rechts)

Doppelt ausgestattet: Unboxing des AnyTone AT-D168UV

Der erste Aha-Moment offenbart sich direkt beim Auspacken. Im Karton befinden sich neben dem Funkgerät gleich 2 Lithium-Ionen-Akkus: der QB-50HL mit einer angegebenen Kapazität von 2600 mAh sowie der QB-56L mit 1800 mAh, also insgesamt beeindruckende 4400 mAh. Zweifach geht es auch bei den Antennen weiter, ich finde eine 12 cm kurze „Gummiwurst“ und eine schlankere Variante von immerhin 38 cm Länge vor. Ziemlich praktisch, da ich in der Regel immer längere Zubehör-Antennen für meine Handfunkgeräte verwende, um bessere Reichweiten zu erzielen. Die Antennen sind mit einer SMA-Buchse ausgestattet und können somit auch am D878UV verwendet werden. Eine Desktop-Ladeschale, AC-Adapter mit USB-A-Buchse, der obligatorische Gürtelclip sowie ein USB-C-Kabel und eine Anleitung vervollständigen den Lieferumfang.

Kleiner, smart und mit frischem Funktionsumfang

Im direkten Vergleich mit dem AT-D878UV fällt auf, dass der Funktionsumfang etwas reduziert wurde. GPS und Bluetooth sucht man vergeblich, vermutlich um eine Abgrenzung zu dem preislich höher angesiedelten Gerät zu erzielen. Reduziert wurden auch die äußeren Abmessungen des Transceiver-Gehäuses. Während mein D878UV mit montiertem Akku noch 129 x 61 x 42 mm misst, ist das Testgerät auf 119 x 59 x 42 mm geschrumpft (jeweils gemessen mit „größtem“ Akku und inkl. der Drehknöpfe). Der Unterschied ist nicht enorm und mach sich vor allem in der Höhe bemerkbar. Auf alle Funktionen des D168UV einzugehen würde den Rahmen dieses Reviews bei weitem sprengen, denn die Ausstattung ist nach wie vor sehr üppig. Neu hinzugekommen ist eine Störunterdrückung, die für einen klaren Empfang im Analogbetrieb sorgen soll. Während mein größter Kritikpunkt an meinem D878UV ein nicht ganz so optimaler analoger VHF-Empfang war, kann das D168UV hier deutlich punkten. Die Audioqualität ist gefühlt besser und ruhiger, erfreulich, dass man sich scheinbar dem Feedback der Nutzer angenommen hat. Da hier mit geänderter Hardware gearbeitet wird, lässt sich diese nützliche Funktion leider nicht für die D878UV-Modellreihe per Firmware-Update „nachrüsten“. Die Störunterdrückung lässt sich auch im Digitalbetrieb zuschalten, wobei der Effekt hier kaum auffällt. Das neu gestaltete Gehäuse beinhaltet das bekannte 1,77-Zoll-Display, welches nun aber um 90 Grad gedreht (also hochkant) verbaut ist. Das klingt zwar erstmal unspektakulär, ermöglicht aber die Darstellung von wesentlich präziseren Balkenanzeigen zur Darstellung der relativen Signalstärke, jeweils für das Haupt- und Sub-Band.

Satellitenfunk leicht gemacht mit Echtzeit-Tracking und automatischer Doppleranpassung

Neu eingeführt wurde mit dem D168UV auch eine sehr hilfreiche Funktion, die den Betrieb über Amateurfunk-Satelliten (LEOs) erheblich erleichtert. In einer Liste findet man neben zahlreichen Satelliten auch die ISS. Während meines Tests befanden sich dort 52 Einträge, aufsteigend sortiert nach dem nächsten Zeitpunkt des nächsten Überfluges. Wählt man einen Eintrag aus, werden alle wichtigen Informationen nebst informativer Grafik dargestellt: Azimut, Elevation, Uhrzeit, Dauer des Überfluges sowie RX- und TX-Frequenzen. Besonders hilfreich und beeindruckend: Die Frequenzen werden in Echtzeit aktualisiert. Mit einer passenden Antenne wie etwa der „Duosat“ von EAntenna kann man nun tatsächlich direkt mit dem Sat-Betrieb beginnen, indem man einfach nach der Auswahl des gewünschten Satelliten die PTT-Taste betätigt. Die Uplink-Frequenz wird auch hier während des Sendevorgangs automatisch angepasst. Viel einfacher ist der SAT-Betrieb eigentlich nicht mehr möglich, denn es wird keine weitere Software zur Bahnverfolgung mehr benötigt und Frequenzen müssen nicht mehr per Hand manuell aktualisiert werden. Mit der Firmware-Version 3.04 ist dieses Feature jetzt auch für die AnyTone AT-878UV-Transceiver nutzbar. Die Bahndaten werden übrigens mit nur wenigen Mausklicks mittels Programmiersoftware an das Funkgerät gesendet. Da das D168UV über kein integriertes GPS verfügt, müssen die geografischen Koordinaten des aktuellen Standortes zunächst eingegeben werden, damit die Berechnung korrekt erfolgen kann. Leider waren die Vorhersagen für die Überflüge der ISS nicht wirklich zutreffend, hier wird der Hersteller hoffentlich rasch nachbessern. Abschließend unterstützt das D168UV zusätzlich die Signalisierungsart „QDC1200“, was für Funkamateure jedoch weniger relevant sein dürfte.

Ergonomie trifft Benutzerfreundlichkeit

Als Erstes fällt auf, dass das etwas kompaktere Gehäuse gut in der Hand liegt und alle Bedienelemente ergonomisch angeordnet sind. Alle Tasten haben einen klaren Druckpunkt. Die Displayanzeigen geben keine Rätsel auf, die Menüstruktur entspricht weitestgehend der bekannten Darstellung des AT-D878UV; Wenn man bereits mit diesem Gerät gearbeitet hat, findet man sich auf Anhieb zurecht. Der besonders benutzerfreundliche VFO-Modus funktioniert nach wie vor einwandfrei, die Bedienung ähnelt hierbei sehr stark klassischen, analogen Handfunkgeräten. Frequenzeingaben im VFO-Betrieb sind direkt über die Tastatur oder per Drehknopf möglich. Mit den beiden Pfeiltasten kann man in MHz-Schritten „springen“.

Große Möglichkeiten bei kleineren Einschränkungen

Der eingebaute Lautsprecher leistete im Test gute Dienste, die Audiowiedergabe ist auch bei höherer Lautstärke kräftig und frei von Verzerrungen. Das D168UV liefert eine ausgewogene Modulation, allerdings musste ich zuvor im Gerätemenü das „Mic Level“ etwas erhöhen, die Voreinstellung (Stufe 1 von 5), war für mein Empfinden zu niedrig gewählt.

Aber inwiefern wirken sich das fehlende GPS und Bluetooth aus? Obwohl keine Positionsbestimmung in Echtzeit möglich ist, kann dennoch APRS-Betrieb durchgeführt werden, wenn auch in eingeschränktem Umfang. Weiterhin möglich ist der Empfang von digitalen APRS-Aussendungen. Hat man seinen eigenen geografischen Standort manuell hinterlegt, ist auch die Aussendung von „festen“ APRS-Baken, basierend auf diesen Koordinaten sowohl digital als auch analog möglich.

Eine (lösbare) Herausforderung für den Anwender stellt die geringe Anzahl von nur noch zwei zur Verfügung stehenden, frei programmierbaren Tasten dar. Zwar lässt sich theoretisch jede der beiden Tasten dreifach belegen, was jedoch nur bedingt zutreffend ist, wenn man den 1750-Hz-Tonruf zur Auftastung eines analogen Repeaters auf die Taste „PF1“ (Taste unterhalb PTT) legt. Die Zweit- und Drittfunktion kann dann nicht mehr programmiert werden. Standardmäßig lässt sich der Tonruf auch durch gemeinsames Drücken der PTT+ und PF1-Tasten auslösen und sich die PF1-Taste beliebig belegen. Allerdings hatte ich nach Aussenden des Tonrufs unbeabsichtigt eine der programmierten Funktionen aufgerufen. Meine Lösung sah daher folgendermaßen aus:

  • Taste PF1 exklusiv für 1750-Hz-Tonruf belegt
  • Taste PF2 kurzer Tastendruck: Umschalten zwischen Sub- und Hauptkanal
  • Taste PF2 „mittlerer“ Tastendruck: Sub-Channel ein oder aus
  • Taste PF2 langer Tastendruck: Wechsel zwischen VFO und Speicherbetrieb

Mit dieser Konfiguration ließ sich das Gerät im Test problemlos bedienen, zahlreiche weitere Funktionen lassen sich auch als „Hot Key“ auf die Zahlentastatur legen. Die Programmierung richtet sich natürlich nach individuellen Bedürfnissen und ist hier nur beispielhaft vorgenommen worden.

Geschützte Anschlüsse, aber kein Wasserfreund

Da das D168UV über keine IP-Zertifizierung verfügt, sollte man möglichst darauf verzichten, es Wasser, Staub und Feuchtigkeit auszusetzen. Die seitlichen Zubehör-Anschlüsse und die USB-Buchse verfügen allerdings über eine schützende Abdeckung. Apropos Anschlüsse: Der Anschluss für Kopfhörer/Mikrofon ist mit Kenwood bzw. Wouxun kompatibel, beim Antennenanschluss handelt es sich um einen versenkten SMA-Stecker.

Anytone AT-D168UV

Grenzenloser Digitalfunk

Im Digitalbetrieb profitiert das D168UV von seinem 2 GB großen Speicher. In der Praxis ermöglicht das nicht nur die Speicherung von bis zu 4000 Kanälen nebst allen Einstellungen und bis zu 10000 Talkgroups; er bietet auch die Möglichkeit, bis zu 500000 (!) digitale Kontakte zu speichern. Somit findet die komplette DMR-Benutzerdatenbank mit Rufzeichen, Name und QTH im Gerätespeicher Platz. Somit sieht man im QSO immer, wer der Gesprächspartner ist. Das funktioniert sowohl im Simplexbetrieb von Gerät zu Gerät hervorragend, hat aber bei weltweitem Betrieb seinen besonderen Reiz.

Einfacher Codeplug für unkomplizierte Konfiguration

Für den Betrieb eines DMR-fähigen Funkgeräts wird ein Codeplug benötigt. Also eine Datei, in der Kanäle, Kontakte und Einstellungen hinterlegt sind. Obwohl die AnyTone-Geräte dafür bekannt sind, dass fast alle Einstellungen auch direkt am Funkgerät konfiguriert werden können, ist es natürlich wesentlich einfacher, alles bequem und übersichtlich am Computer zu konfigurieren und anschließend nur noch an den Transceiver zu senden. Besitzt man bereits ein AT-D878UV, hat man in aller Regel schon einen Codeplug, mit dem man vertraut ist. Aber lässt sich dieser auch beim AT-D168UV verwenden? Die korrekte Antwort lautet: „Größtenteils“. Der Import der bisherigen Codeplug-Datei in die Programmiersoftware erfolgte direkt beim ersten Anlauf reibungslos und ohne jegliche Fehlermeldungen. Alle Kanäle, Talk Groups, Zonen etc. werden unter Beibehaltung ihrer ursprünglichen Reihenfolge importiert. Auch die DMR-ID, die grundsätzlich in der Programmiersoftware eingetragen werden muss, wird korrekt im Gerät hinterlegt. An manchen Punkten muss jedoch noch manuell nachgeholfen werden: So wurden bei der getesteten Software-Version verschiedene Geräteeinstellungen nicht übernommen, beispielsweise Repeater-Offsets und Displayeinstellungen. Aber: Diese fehlenden Werte sind relativ schnell per Hand nachgetragen.

Auch hier gilt: Kennt man bereits die CPS des „großen Bruders“, so findet man sich hier direkt zurecht. Die Software ist für beide Gerätetypen nahezu identisch.

Günstig und Klever, aber mit Abstrichen. Mein Fazit.

Das AnyTone AT-D168UV versteht sich (etwas) weniger als eine „eierlegende Wollmilchsau“ als die Transceiver der AT-D878UV-Serie. Fehlende GPS-Positionsbestimmung und somit eingeschränkte APRS-Funktionalität könnte einer Kaufentscheidung im Wege stehen, sofern man diese auch tatsächlich nutzt. In all den Jahren, in denen ich schon mit dem D878UV arbeite, war APRS für mich persönlich eher ein Gimmick, das ich nur wenige Male getestet, aber nie ernsthaft benutzt habe. Auch wer gerne mit Bluetooth Headsets arbeitet oder über die Freisprechanlage im Auto funkt, sollte lieber zum AnyTone AT-D878UV II Plus greifen. Auf der anderen Seite erhält man jedoch ein äußerst günstiges Handfunkgerät mit guter Bedienbarkeit, das auf VHF und UHF sowohl weltweite digitale Kontakte herstellen kann, als auch als klassisches FM-Gerät sehr gute Dienste leistet. Dank integrierter USB-C-Buchse kann mit herkömmlichen USB-Kabeln geladen und programmiert werden. Spezielle Kabel, die gerne einmal verlegt werden oder ihren Dienst verweigern benötigt man nicht mehr.

Anytone AT-D878UV II Plus

Wenn man - egal ob als Einsteiger oder erfahrener Nutzer - ein reichhaltig ausgestattetes und ordentlich verarbeitetes DMR-Handfunkgerät, eventuell als Zweitgerät, sucht, kann man hier wenig falsch machen. Das neue Feature für den Satelliten-Betrieb macht bereits jetzt einen vielversprechenden Eindruck und stellt meines Erachtens das Highlight des neuen Gerätes dar, da es den Betrieb über Amateurfunk-Satelliten nicht nur erheblich erleichtert, sondern geradewegs dazu auffordert, die faszinierende Welt der Weltraumkommunikation zu erforschen.

Vorteile Nachteile
Optimierte Display-Darstellung Kein GPS und Bluetooth
Praktische SAT-Funktion Nur 2 programmierbare Tasten
Verbesserter analoger Empfang auf 2m Nicht wetterfest
Geringere Gehäusegröße
Programmierung über integrierte USB-C-Buchse
Unterwegs aufladen über USB-C möglich

Hinweis: Bei dem getesteten Gerät handelte es sich um ein Vorserienmodell. Aussehen und Funktionen können sich von den auszuliefernden Geräten unterscheiden.

September 24, Tim Rauhut, DL2DMC

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