WiMo 10-Meter-Hybridmast im Test: Tim, DL2DMC, über Flexibilität und Stabilität

Der perfekte Mast?

Wodurch zeichnet sich ein „guter“ Mast aus? Oder andersherum: Ist mein jetziger Mast möglicherweise alles andere als optimal für meine Zwecke? Mit diesen Fragestellungen habe ich mich bislang nicht (bewusst) beschäftigt, die Antworten auf diese Fragen haben sich im Verlauf dieses Reviews jedoch geradezu aufgedrängt.

Mast

Antennenprojekte zwischen Nachbargrenzen und XYL-Zeigefinger

Aber von vorne. Mein QTH bietet leider nur sehr beschränkte Möglichkeiten für den permanenten Aufbau von Antennen aller Art. Das liegt zum einen an der recht geringen Grundstücksgröße und zum anderen ist unser Haus recht schmal, was den Einsatz von Richtantennen auf dem Dach nahezu unmöglich macht, möchte man nicht den „Luftraum“ des Nachbarn verletzen. Und wenn es um „dauerhaft“ installierte Antennen geht, ist da noch der erhobene Zeigefinger der XYL…

Flexibel, stabil und transportabel

Um dennoch auch daheim - zumindest zeitweise - auf Kurzwelle QRV zu sein, habe ich bisher einen einfachen GFK-Teleskopmast im Einsatz, der sowohl wochenlang im Garten an der Pergola befestigt seinen Dienst verrichtet als auch für den gelegentlichen Portabelbetrieb herhalten muss. Außerdem experimentiere ich gerne mit verschiedenen Antennen und unterschiedlichen Aufbauformen. Somit sind wir auch schon bei den wichtigsten Kriterien angekommen, die ich an einen tragbaren Mast stelle. Im Idealfall sollte ein Mast:

  • Schnell und einfach auf- und abgebaut sein
  • Auch über einen Zeitraum von einigen Wochen aufgebaut bleiben können
  • So starr sein, dass sich einfache Drahtantennen ohne Abspannung verwenden lassen
  • Über ein geringes Transportgewicht und ein akzeptables Transportmaß verfügen

Mein vorheriger Mast- Frust bei Wind und Wetter

Der aktuell von mir verwendete Mast erfüllt diese Anforderungen - zumindest teilweise - mit Bravour. Transportgewicht und Länge sind ok, allerdings kann ohne Abspannung maximal ein vertikaler Draht verwendet werden. Zur Realisierung eines Dipols oder Inverted-Vs mit einem entsprechenden Mittelteil biegt sich mein Mast wie Strandhafer im Seewind. Auch meine bislang (leider) ungenutzte G5RV ist bei Weitem zu schwer. Weiterer Nachteil: Steht der Mast längere Zeit „stationär“, ist es schon einige Male vorgekommen, dass er teilweise in sich kollabiert ist, also einige Segmente nach unten gerutscht sind – meistens an windigen Tagen. Ärgerlich, da ich die einzelnen Mastsegmente jedes Mal sorgfältig und unter großem Kraftaufwand so weit ausziehe wie möglich, um genau das zu vermeiden. Bei unserem OV-Sommerfest hatte ich ein ähnliches Erlebnis, allerdings umgekehrt: Beim Abbau des Mastes war es fast unmöglich, mehrere Segmente wieder einzuschieben. Erst mit der geballten Manpower von mehreren OMs ist es schließlich gelungen, die Mastelemente wieder zu lösen. Vermutlich haben die hohen Temperaturen im Tagesverlauf zusätzlich dazu beigetragen, dass sich das Material ausgedehnt hat.

Hält der neue WiMo-Mast, was er verspricht?

Mit den bereits erwähnten Erfahrungen im Hinterkopf musste nun der neue 10-Meter-Teleskopmast von WiMo beweisen, ob er meinem persönlichen Anforderungsprofil gerecht werden kann.

Technische Daten
Material Fiberglas- und Carbon-verstärkter Kunststoff
Länge ausgefahren 10 m
Transportlänge 1,68 m
Gewicht 3 kg
Durchmesser oben 22 mm (Innendurchmesser des oberen Segments: 20 mm)
Durchmesser unten 40 mm (bzw. 45 mm unter Einbeziehung der Schutzkappe)
Anzahl Segmente 7

Nachdem man den Mast aus der Pappröhre und einer schützenden Tüte befreit hat, fallen sofort mehrere Punkte auf:

  • Die seidenmatte, schwarze Oberfläche sieht wertig aus und fühlt sich auch so an
  • Die Schnellverschlüsse machen einen soliden Eindruck
  • Der Durchmesser des Mastes ist überraschend gering, dafür hat das obere Mastsegment einen erstaunlich großen Durchmesser, das verspricht Stabilität auch (und vor allem) im oberen Bereich
  • Der Mast ist im eingeschobenen Zustand länger als mein aktueller Mast. Eventuell ein Nachteil?

Kampf gegen Kälte, Hitze und wackelige Segmente

Bislang sah der Aufbau bei mir im Garten typischerweise folgendermaßen aus:

  • Obere Gummi-Schutzkappe abnehmen und so aufbewahren, dass man sie für den nächsten Portabel-Einsatz wiederfinden kann
  • Alle Mastsegmente im liegenden Zustand mit maximalem Kraftaufwand und unter gleichzeitiger Ausführung einer gegenläufigen Drehbewegung ausziehen (weder im Hochsommer noch bei klirrender Kälte ein Vergnügen)
  • Antennendraht befestigen
  • Vor dem Aufrichten noch einmal prüfen, ob alle Segmente wirklich festsitzen
  • Sicherheitshalber erneut prüfen, ob ich wirklich richtig geprüft habe, ob alles fest ist
  • Mast aufrichten und mit Spanngurten an Pergola befestigen
  • Schwielen an den Händen eincremen, duschen gehen

Im Vergleich der Aufbauprozess des WiMo-Hybridmasts

  • Schnellspanner lösen
  • Segmente auf die gewünschte Länge ausziehen, Schnellspanner schließen
  • Antennendraht befestigen
  • Mast aufrichten und mit Spanngurten an Pergola befestigen

Dass es so schnell und mühelos vonstattengeht, hat mich ehrlicherweise überrascht; und mich gleichzeitig darüber nachdenken lassen, ob ich bisher den „richtigen“ Mast verwendet habe.

Als besonders praktisch haben sich die roten Markierungen am unteren Ende jedes Segments erwiesen(s. Bild rechts). Diese weisen darauf hin, wenn die maximal zulässige Auszugslänge erreicht ist. Bei meinem Test habe ich die Mastsegmente nur so weit ausgezogen, dass diese Markierungen immer komplett im darunterliegenden Element liegen und somit nicht sichtbar waren.

Mast

Ein weiterer Vorteil der Konstruktionsweise des WiMo-Mastens besteht darin, dass sich die Mastelemente auch nur teilweise ausziehen lassen, beispielsweise um eine ganz bestimmte Gesamtlänge zu erreichen. Bei Masten ohne Arretierung ist das natürlich in dieser Form nicht möglich, hier wird dann beispielsweise das obere Element nicht mit ausgezogen.

Auch der Abbau ist ein Kinderspiel. Öffnet man die Schnellverschlüsse, kann man die einzelnen Segmente des Mastes sanft heruntergleiten lassen. Ein weiteres Highlight ist neben der komfortablen Handhabung seine starre Bauweise. Diese wird durch mehrere, konstruktionsbedingte Eigenschaften erreicht. Der getestete „Hybrid“-Mast besteht aus einem Materialmix aus Fiberglas- und Carbon-verstärktem Kunststoff und setzt sich aus lediglich 7 Segmenten zusammen. Das obere Segment hat einen Außendurchmesser von beachtlichen 22 Millimetern, bei meinem bislang verwendeten GFK-Mast sind es gerade einmal 6 Millimeter(s. Bild). „Erkauft“ wird dies durch eine größere Transportlänge, also die Länge des Mastes im eingeschobenen Zustand. In meinem speziellen Anwendungsszenario eher ein zu vernachlässigender Faktor. Möchte man mit dem Mast regelmäßig Portabelbetrieb machen, sollte man die Transportlänge einplanen.

Mast

10 Meter Mast im Test: Vielseitig, stabil und durchdacht

Die von mir getestete 10-Meter-Hybrid-Version ist übrigens nur eine Ausführung dieser Mastserie, zusätzlich werden Varianten aus Glasfaser- und Carbon-verstärktem Kunststoff in den Längen 6 Meter, 10 Meter und 16 Meter angeboten.

Als nützliches Add-on hat sich die als Zubehör erhältliche Einsteckhalterung erwiesen, die genau in das obere Mastsegment passt. Damit lässt sich ein Balun oder ein Antennendraht einfach einhängen, ohne dass man zu improvisierten Behelfslösungen greifen muss. Für den Test habe ich so die zentrale Platte der bereits angesprochenen und noch nie getesteten G5RV einfach befestigen können. Der Mast trägt die G5RV samt Balun, Hühnerleiter, RG-58-Zuleitung und schräg heruntergeführten Dipolarme samt Isolator-Eiern und Element-Abspannung besser als erwartet. Klar, der Mast biegt sich zwar leicht, aber völlig im normalen Rahmen.

Wenn man wie ich gerne mit vertikalen Drahtantennen wie einer End-Fed arbeitet, profitiert man von den kleinen, unauffälligen Kerben an den Innenseiten der Schnellspanner: Diese bieten den unschätzbaren Vorteil, dass man beim Schließen der Verschlusshebel den Antennendraht am Übergang eines jeden Mastsegments mit „einklemmen“ kann. Natürlich sind hier bezüglich der Drahtstärke Grenzen gesetzt, mein „Acker-Schnacker“-Draht mit 2,1 mm Durchmesser passt aber ziemlich genau. Das spart etwa ein halbes Dutzend Kabelbinder pro Aufbau und vor allem jede Menge Zeit.

Vielseitig, stabil und problemlos im Einsatz

Der WiMo Hybridmast überzeugt mit einfacher und komfortabler Handhabung, schnellem Auf- und Abbau und seiner starren Bauweise. Eine Mastabspannung war für die getesteten Antennen nicht erforderlich. Während des Testzeitraums von über zwei Wochen gab es keinerlei Probleme mit zusammengesackten Mastsegmenten oder Schwierigkeiten beim Zusammenschieben für den Transport. Wer also einen leichten, vielseitigen und schnell aufzubauenden Mast sucht, der auch bedenkenlos eine Zeit lang aufgebaut im Garten stehen bleiben kann, sollte sich einmal diesen Hybridmast genauer anschauen. Vor allem für all diejenigen, die bislang noch keinen Teleskopmast besitzen, kann die Anschaffung eine Menge Frust ersparen.

Vor- und Nachteile im Überblick

Vorteile Mögliche Nachteile
Sehr schneller Auf- und Abbau Transportlänge (168 cm)
Keinerlei Kraftaufwand für Arretierung und Lösen der Mastsegmente erforderlich
Starre Bauweise ermöglicht die Verwendung verschiedener Antennenarten
Solide Verarbeitungsqualität
Vielseitiges, nützliches Zubehör erhältlich
Geringes Transportgewicht (3 kg)

November 24, Tim Rauhut, DL2DMC

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