WARC-Bänder: Ihre Oase im Amateurfunk

Contest auf allen Frequenzen – und nun?

Wenn Sie sich vorzugsweise am Wochenende Ihrem Hobby Amateurfunk widmen, kennen Sie das Problem! Endlich einmal wieder Zeit zum Funken - doch gleich nach dem Einschalten des Transceivers tönt es Ihnen entgegen: „CQ-Contest, CQ-Contest...“ Nichts gegen die Bandbelebung durch Conteste, aber wenn Sie für den Contest-Betrieb nichts übrig haben, bleiben für ein längeres Funkgespräch nur die Contest-freien Bandbereiche übrig. Gut dran, wenn Sie Telegrafist sind und auf diese Bereiche ausweichen können. Dort kann es Ihnen während eines Telegrafie-Contests genauso ergehen: Einen Partner für eine längere Telegrafie-Verbindung im Klartext zu finden, dürfte schwierig werden. Entweder schalten Sie aus, oder Sie finden sich mit alt bekannten Funkfreunden in einer Klönrunde wieder. So oder so, irgendwie müssen alle mit ihren selbst gesetzten Prioritäten nebeneinander auskommen. Wer nur selten Zeit zum Funken hat und ausgerechnet dann, wenn er dazu endlich einmal Zeit und Gelegenheit hat, durch einen Contest ausgebremst wird, dessen Missfallen darüber ist verständlich. Ansonsten ist Toleranz gefragt. Als Vielfunker sollte man anders reagieren und sich in dieser Zeit zum Beispiel einem Selbstbauprojekt widmen - oder auch einmal gänzlich die Finger vom Amateurfunk lassen. Für Telegrafisten und Anhänger schmalbandiger, digitaler Betriebsarten gibt es glücklicherweise mit den WARC-Bändern 30-, 17- und 12-m, sowie dem später hinzugefügten 60-m-Band, eine Ausweichmöglichkeit.

Rückzugsort für störungsfreien Funkbetrieb

Die World Administration Radio Conference teilte 1979 drei schmale, neue Bandbereiche aus dem Spektrum der Kurzwelle, dem Amateurfunk zu. Die nach dieser Konferenz benannten Bänder wurden Anfang der 1980-Jahre weltweit zur Nutzung freigegeben:

  • 30 m: 10,100-10,150 MHz
  • 17 m: 18,068-18,168 MHz
  • 12 m: 24,890-24,990 MHz

Des Weiteren war man sich in einem sogenannten „Gentlemans Agreement“ stillschweigend einig, diese neuen Bänder nicht für Wettbewerbe zu nutzen. Neben den zusätzlichen Ausbreitungsmöglichkeiten der neuen WARC-Bänder erhielten an Contesten wenig interessierte Funkamateure die Gelegenheit, sich nicht mit den Störungen auf den dann überfüllten, klassischen Amateurfunkbändern herumschlagen zu müssen. So empfiehlt auch das HF-Managers Handbook der IARU Region 1, nicht Contest-interessierten Funkamateuren, auf die wettbewerbsfreien WARC-Bänder oder das 60-m-Band auszuweichen.

Globale Bandpläne für einen internationalen reibungslosen Betrieb

Warum ist es sinnvoll, die Bandpläne für alle IARU-Regionen 1-3 vorzustellen? Um zu wissen, was auf unserer Seite angesagt ist, würde der Bandplan der Region 1 fürs Erste ausreichen. Um im weltweiten Funkbetrieb miteinander auszukommen, sollte man jedoch die abweichenden Regelungen in den Regionen 2 und 3 kennen, um Konfliktfälle zu vermeiden. So zum Beispiel die Tatsache, dass dort zum Teil Sprechfunk (SSB) in einigen Bandsegmenten und geografischen Teilregionen erlaubt ist.

30-m-Band

IARU Region 1

10,100-10,130 MHz Nur CW
10,130-10,150 MHz CW, schmalband digital

In den meisten Teilen der Welt kann das 30-Meter-Band im Allgemeinen nicht für den Sprechfunk verwendet werden. Lediglich in Notfällen kann Sprechfunk verwendet werden, bei denen es um die unmittelbare Sicherheit von Leben und Eigentum geht, und nur von Stationen, die tatsächlich an der Abwicklung des Notfallverkehrs beteiligt sind. In einem Teil der Region 1 ist es jedoch zu bestimmten Zeiten gestattet, Sprechfunk zu benutzen. Der Bandabschnitt 10,12 bis 10,14 darf im Gebiet Afrikas südlich des Äquators nur während der Tageslichtstunden für Sprechfunk-Verbindungen genutzt werden.

IARU Region 2

10,100–10,130 MHz Nur CW
10,130-10,140 MHz CW, schmalband digital
10,140-10,150 MHz Alle Modi, außer Sprechfunk

Kanada ( Region 2)

10,100–10,130 MHz Nur CW
10,130-10,140 MHz Nur digital
10,140-10,150 MHz CW, schmalband digital, breitband digital

USA (Region 2)

10,100-10,150 MHz CW, schmalband-digital

Die USA beschränken die maximale Sendeleistung von Amateurfunkern auf diesem Band auf 200 W.

IARU Region 3

10,100-10,140 MHz Nur CW
10,140-10,150 MHz CW, schmalband digital

Australien (Region 3)

Australien hat eine Reihe von Privilegien auf 30 m, die Inhabern einer erweiterten Lizenz den Sprechfunk auf einem Teil des Bandes ermöglichen. Das digitale Segment liegt bei 10,130-10,150 MHz. Der aktuelle Bandplan sieht Sprechfunk von 10,120-10,135 MHz vor, sowie Telegrafie nur unterhalb von 10,120 MHz. Dies sind lediglich die Empfehlungen der WIA (Wireless Infrastructure Association), da die ACMA (Australien Communications and Media) die Modi australischer Amateure innerhalb der HF-Zuweisungen nicht weiter einschränkt, als die Anforderung einer belegten Bandbreite von weniger als 8 kHz pro Kanal unterhalb von 28 MHz.

Japan (Region 3)

10,100-10,120 MHz Nur CW
110,120-10,150 MHz Alle schmalbandigen Modi

Hinweis: Die belegte Bandbreite muss kleiner als 2 kHz sein.

17-m-Band

IARU-Region 1

18,068-18,095 MHz Nur CW
18,095-18,105 MHz CW, schmalband digital
18,105-18,109 MHz CW, schmalband digital, automat. Stationen
18,109-18,111 MHz Funkfeuer, Baken
18,111-18,12 MHz Alle Modi und automat. Stationen
18,12-18,168 MHz Alle Modi

IARU Region 2

18,068-18,095 MHz Nur CW
18,095-18,105 MHz CW, schmalband digital
18,105-18,109 MHz CW, schmalband digital, automat. Stationen
18,109-18,111 MHz Funkfeuer, Baken
18,111-18,12 MHz Alle Modi und automat. Stationen
18,12-18,168 MHz Alle Modi

Kanada (Region 2)

18, 068-18,095 MHz Nur CW
18,095-18,100 MHz CW. schmalband digital, breitband
18,100-18110 MHz Nur digital
18,110-19168 MHz Nur Sprechfunk

IARU Region 3

18,068-18,095 MHz Nur CW
18,095-18,105 MHz CW, schmalband digital
18,105-18,1095 MHz CW, schmalband digital, breitband digital
18,1095-18,1105 MHz Funkfeuer, Baken
18,1105-18,168 MHz Alle Modi

Japan (Region 3)

18,068-18,080 MHz Nur CW
18,080-18,110 MHz CW, schmalband digital
18,110-18,168 MHz Alle schmalbandigen Modi

12-m-Band

IARU Region 1

24,89-24,915 MHz Nur CW
24,915-24,925 MHz CW, schmalband digital
24,925-24,929 MHz CW, schmalband digital, automat. Stationen
24,929-24,931 MHz Funkfeuer, Baken
24,931-24,94 MHz CW, schmalband digital, automat. Stationen
24,94-24.99 MHz Alle Modi

IARU Region 2

24,89-24,915 MHz Nur CW
24,915-24,925 MHz CW, schmalband digital
24,925-24,929 MHz CW, schmalband digital, automat. Stationen
24,929-24,931 MHz Funkfeuer, Baken
24,931-24,94 MHz CW, schmalband digital, automat. Stationen
24,94-24.99 MHz Alle Modi

Kanada (Region 2)

Kanada gehört zur Region 2 und unterliegt somit dem Bandplan der IARU. Der Amateurfunkverband „Radio Amateurs of Canada“ propagiert den folgenden Bandplan als Empfehlung für die kanadischen Funkamateure.

24,89-24,92 MHz Nur CW
24,920-24,925 MHz Nur digital
24,925-24,94 MHz CW, schmalband digital; breitband digital
24,94-24,975 MHz Nur Sprechfunk
24,975-24,978 MHz Nur Bildfunk
24,978-24,99 MHz Nur Sprechfunk

USA (Region 2)

24,89-24,93 MHz CW, schmalband digital
24,93-24,99 MHz CW, Sprechfunk Bildfunk

60-m-Band

Die World Radio Conference (WRC) hatte bereits im Jahr 2015 der globalen Zuweisung des 60-m-Bandes für den Amateurfunk zugestimmt. Im Dezember 2016 wurde durch die Bundesnetzagentur (BNetzA) die Empfehlung der WRC in nationales Recht umgesetzt.

Seitdem ist für Lizenzinhaber der Klasse A der schmale Frequenzbereich von 5,3515 bis 5,3665 MHz auf sekundärer Basis zugeteilt. Das bedeutet, dass der Amateurfunk das 60-m-Band nur auf der sogenannten „Non Interference Basis“, neben kommerziellen Funkdiensten nutzen darf. Die maximal zulässige Strahlungsleistung EIRP ist auf 15 W und die maximale Bandbreite des Signals auf 2,7 kHz begrenzt.

Aufgrund der nur schmalen Frequenzzuteilung von 15 kHz sind unter Einhaltung der Bandgrenzen theoretisch maximal vier gleichzeitige Verbindungen in SSB möglich, wenn dazu die Frequenzen 5,354, 5,357, 5,360 und 5,363 MHz im oberen Seitenband (USB) belegt werden. Für einen störungsfreien Betrieb sind es in der Praxis leider weniger.

Bandplan 60-m-Band

Frequenz Bandbreite Modes
5,3515 bis 5,3540 MHz 200 Hz CW, schmalbandige Digimodes
5,3540 bis 5,3660 MHz 2700 Hz Alle Modi, Sprechfunk (USB empfohlen)
5,3660 bis 5,3665 MHz 20 Hz Schmalbandige Weak Signal Digimodes

Das 60-m-Band ist im Amateurfunk geeignet, sowohl tagsüber als auch nachts NVIS-Verbindungen (Near Vertical Incidence Skywave) herzustellen. Diese sind aufgrund der geringen Reichweite und der Ausbreitung per Raumwelle besonders für den regionalen Notfunk geeignet. Zugleich sind zur Nacht oder in den Dämmerungszonen jedoch auch DX-Verbindungen möglich.

Die WARC-Bänder in modernen Transceivern

In den ersten Jahren nach Freigabe der WARC-Bänder gab es vornehmlich QRP-Transceiver, die lediglich die neuen Bereiche „an Bord“ hatten und für den ersten Einstieg gedacht waren. Ältere Transceiver verfügten manchmal zum Empfang des WWV-Signals bereits über den 10-MHz-Bereich und waren mittels der Nachrüstung eines entsprechenden Bandquarzes damit im 30-m-Band auch sendeseitig QRV. Da zu dieser Zeit längst alle neueren Geräte empfangsseitig einen durchgehenden Kurzwellenbereich hatten, dauerte die serienmäßige Umstellung nicht lange. Alsbald gehörten die WARC-Bänder sende- und empfangsseitig zur Standardausrüstung aller aktuellen Kurzwellentransceiver. Somit werden Sie im WiMo-Onlineshop bei allen Transceiver-Modellen – ob konventionell, als DSP- oder SDR-Konzept, die WARC-Bänder und das 60-m-Band nicht vermissen.

Die richtige Antenne macht den Unterschied

Ebenso sieht es im „Antennenwald“ aus: Zahlreiche Mehrbandantennen, ob Beam, Vertikal- oder Drahtantennen, haben neben den klassischen Amateurfunkbändern, ein- oder gar mehrere WARC-Bänder integriert. Bei Breitbandantennen und abstimmbaren Magnetantennen ist das abhängig von Bandbreite und Frequenzumfang quasi „automatisch“ der Fall. Ausgesprochene Freunde der WARC-Bänder können aus der umfangreichen Palette der ZX-Yagis, von der Monoband- über Dualbander bis zur 6-Element-Yagi, ihre optimale Antenne auswählen. Weniger aufwändig sind die WiMo GP-3W als 3-Band-Vertikal, sowie der Kelemen-Trap-Dipol DP-WARC für 30-, 20- und 12-m, gute Alternativen.

Abseits der Hektik und erfolgreich auf den WARC-Bändern

Nutzen Sie die Ruhe dieser Frequenzen, wenn Ihnen in den klassischen Amateurfunkbereichen die Signale der Nachbarkanäle auf die Pelle rücken. Genießen Sie die generell ruhigeren Bänder, um der Hektik zu entgehen oder ein seltenes DX auszugraben, das Sie anderswo im mörderischen Pile-up gar nicht erst erreichen würden. Letztendlich gibt es auch seltene DX-Stationen, die aus vorgenannten Gründen ohnehin ausschließlich auf den WARC-Bändern QRV sind. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und die Faszination von DX-Signalen in einer überwiegend „Funkverkehrs-beruhigten“ Umgebung. Wenn sich doch einmal das Konzert eines Pile-ups zusammenbraut, dann muss es sich um ein wirklich seltenes DX handeln.

Quellenhinweis:

www.onallbands.com/warc-bands

www.wikipedia.com/warc-bands

Dezember 2024, Alfred Klüß, DF2BC

Jetzt Beitrag mit Freunden teilen!