Faszination der Diplome
Was zeichnet die Begeisterung für das Sammeln von Diplomen aus? Wer auf den eigentlichen Funkbetrieb fixiert und viel QRV ist, begeistert sich oftmals auch für Amateurfunk-Diplome. Wer als Bastler ständig den Lötkolben in der Hand hat und die wenigen QSOs, für die er Zeit hat, als Bestätigung der Funktionstüchtigkeit des selbst gebauten Equipments sieht, ist eher selten auf Seiten der Diplomjäger zu finden. In Zeiten wo die konventionelle, auf Papier gedruckte QSL-Karte, vielen schon nicht mehr zeitgemäß erscheint, sind Diplome noch eine Möglichkeit, mit der man einen Nachweis seiner Leistungen visualisieren und eingerahmt an die Wand hängen kann. Unzählige Shacks, wo sich an den Wänden Diplom an Diplom reihen, zeugen von dieser Begeisterung.
Bekannte und begehrte Diplome
DLD
Das Deutschland-Diplom DLD wird vom Deutschen Amateur Radio Club e. V. herausgegeben. Die Beantragung setzt den Nachweis einer bestimmten Anzahl von Zweiweg-Verbindungen mit Stationen aus unterschiedlichen Ortsverbänden des DARC oder des VFDB voraus. Die Ortsverbände sind durch den so genannten Distrikts- und Ortsverbandskenner (DOK) gekennzeichnet und zählen jeweils nur einmal. Das DLD wird in Hunderter-Schritten vom DLD 100 bis zum DLD 1000 für alle Amateurfunkbänder getrennt, entweder für alle Betriebsarten gemischt oder für eine einzige Betriebsart erteilt.
DXCC
Das vom amerikanischen Amateurfunkverband ARRL American Radio Relay League bereits seit 1937 herausgegebene DXCC-Diplom ist bis heute das weltweit bekannteste und begehrteste Amateurfunkdiplom. Das Grunddiplom erfordert den Nachweis von Verbindungen mit mindestens 100 Ländern der DXCC-Liste. Der weitere Aufstieg bis zum Nachweis von Verbindungen mit allen Ländern der aktuell über 340 Länder zählenden DXCC-Liste, wird mit auf das Grunddiplom aufzuklebenden Stickern belohnt. Neben dem Grunddiplom, das sowohl in beliebig gemischten, als auch in einer einzigen Betriebsart für Verbindungen auf allen Kurzwellen-Amateurfunkbändern (außer 60 m) beantragt werden kann, gibt es im Schwierigkeitsgrad noch weitere Steigerungsformen. Dazu zählt das 5-Band-DXCC-Award, das für minimal 100 bestätigte DXCC-Länder auf jedem der fünf klassischen Amateurfunkbänder zwischen 80 m und 10 m erteilt wird. In der Regel sind die DXCC-Diplome unter Vorlage der QSL-Karten oder im Logbook of the World bei der ARRL zu beantragen. Deutsche Antragsteller können ihren Diplomantrag und den Nachweis der Verbindungen durch Vorlage der QSL-Karten, auch bei den „DXCC-Checkpoints“ des DARC einreichen.
WAS
Wer alle 50 US-Bundesstaaten bestätigt hat, kann bei der ARRL das WAS beantragen. Während man die Bundesstaaten an der Ostküste schnell zusammen bekommt, erfordern manche dünn besiedelten Gebiete im mittleren Westen und an der Westküste schon etwas mehr Geduld. Prominentes Beispiel ist Alaska KL7. Auch das WAS gibt es aufgeteilt für Bänder und Betriebsarten, in unterschiedlichen Versionen. Infos des Herausgebers und Antrag:
WAZ
Die Erdoberfläche wurde 1949 auf Initiative des amerikanischen Magazins CQ Amateur Radio in 40 CQ-Zonen eingeteilt, um für Conteste und Diplome ein Kriterium zu haben. So liegt beispielsweise Deutschland in der Zone 14. Wer aus allen 40 Zonen jeweils ein QSO bestätigt hat, ist Anwärter für das WAZ-Diplom. Ausschreibungsbedingungen und Antragsformulare im PDF-Format auf:
WAC
Für das WAC Worked All Continents benötigt man QSL-Karten aus den sechs Kontinentalregionen Nordamerika, Südamerika, Afrika, Asien, Ozeanien und Europa. Hinsichtlich Betriebsarten, Sendeleistung und Bänder, wird das Diplom in unterschiedlichen Versionen vom Monoband- bis hin zum 5-Band-Diplom erteilt. Herausgeber des Diploms ist die IARU International Amateur Radio Union. Als Mitgliedsorganisation der IARU ist der DARC für WAC-Anträge aus DL zuständig. Infos zur Diplomausschreibung und Antragstellung erhalten Sie beim DARC:
WAE
Die vom DARC e. V. herausgegebene fünfteilige Diplomreihe Worked All Europe, WAE III, II, I und WAE TOP und WAE Trophy, basiert auf der WAE-Länderliste. Die jeweils geforderte Punktzahl setzt sich aus der Anzahl der Länder und aus maximal 5 Bandpunkten (Anzahl der Bänder auf denen das Land bestätigt ist) zusammen. Die europäischen Länder für das Grunddiplom Klasse III und für den Aufstieg zum Klasse II bekommt man relativ zügig zusammen. Spätestens der Weg zum WAE I wird steiniger, weil Stationen aus den fehlenden Ländern und einigen Inseln rar und selten QRV sind. Was auf WAE TOP und Trophy erst recht zutrifft. Alle Diplome und Auszeichnungen werden entweder Betriebsarten-gebunden, jeweils für CW, SSB, RTTY, FT8 und andere digitale Betriebsarten, oder als Mixed-Mode-Version ausgestellt.
IOTA
Mit dem IOTA Islands On The Air soll der weltweite Funkbetrieb mit Inseln gefördert werden. Bereits 1964 wurde diese Initiative von dem britischen Kurzwellenhörer Geoff Watts in Zusammenarbeit mit dem Magazin DX-News-Sheets auf den Weg gebracht. Im Jahre 1985 übernahm die Radio Society of Great Britain (RSGB) die Leitung und Organisation der IOTA-Events. Seitdem erfreute sich IOTA einer kontinuierlich zunehmenden Attraktivität unter den Funkamateuren. In einer Insel-Liste hat der RSGB die gültigen Inseln definiert und ihnen eine fortlaufende IOTA-Nummer zugeteilt. Weltweit sind aktuell 21 Diplome im IOTA-Programm ausgeschrieben. Besonders der jährlich im Juli stattfindende IOTA-Contest bietet die Gelegenheit, viele Inseln zu erreichen und Punkte für eins der IOTA-Diplome zu sammeln.
Exklusive Diplome
Neben den Diplomen, für die Funkverbindungen auf vielen unterschiedlichen Bändern und gemischte Betriebsarten zählen, gibt es auch exklusive Diplome für bestimmte Frequenzbereiche oder einzelne Bänder im Kurzwellen- oder UKW-Bereich, sowie für nur eine einzige, besondere Betriebsart. Neben ATV, SSTV und FT8 und anderen neuen digitalen Betriebsarten, gibt es selbst für das althergebrachte und tot geglaubte RTTY noch Liebhaber, Runden, Conteste und Diplome.
All diese Diplome sind in Ausschreibung und Aufmachung von vornherein als exklusive Diplome ausgewiesen, d. h., die Zielgruppe und das exklusive Ziel, das es zu erreichen gilt, geht bereits aus dem gedruckten Text des Diploms hervor. Im Gegensatz zu den Diplomen, die zwar primär für alle Bänder und Betriebsarten ausgeschrieben sind, aber auch als Monoband-Version oder für eine einzige Betriebsart beantragt werden können (wie z. B. DLD, DXCC oder WAE)., Bei Letzteren wird eine gewisse Exklusivität nur durch einen Eintrag dokumentiert.
Was ist die Herausforderung daran?
Mit steigendem Schwierigkeitsgrad steigt auch die Anerkennung für ein erreichtes Diplom. Deshalb sollte man nicht unbedingt jedes Diplom mitnehmen, was der vorhandene QSL-Kartenbestand gerade hergibt, sondern sich von Anfang an bestimmte und attraktive Diplome zum Ziel setzen. Da sind wir dann wieder bei den bereits vorgestellten Klassikern.
Man kann ganz gezielt darauf hinarbeiten, um in möglichst kurzer Zeit die Antragsvoraussetzungen zu erfüllen. Oder man lässt das Sammeln der QSLs für die Diplome einfach nebenher mitlaufen. Den Überblick, was bereits gearbeitet bzw. schon bestätigt wurde und welche Länder oder Punkte noch fehlen, sollte man schon behalten. Früher dienten dazu Karteikarten, heute eins der vielen Logbuch-Programme. Die Gepflogenheiten des QSL-Kartenversands spielen bei der Diplomarbeit eine wichtige Rolle, denn mit dem Versand via QSL-Büro wird es „oben“ schwierig. An die QSL-Karten aus seltenen Ländern und von DXpeditionen kommt man zeitnah, unter Beilage eines adressierten Rückumschlags und Dollars für das Rückporto, nur über den Direktversand per Briefpost.
Letztendlich ist das Erarbeiten schwieriger Diplome auch ein Ansporn, kontinuierlich an der Verbesserung seiner Stationseinrichtung und der Antennenanlage zu arbeiten.
Eine Trophy zu einem Amateurfunkdiplom ist, vergleichbar mit einer Trophäe oder einem Pokal, eine zusätzliche und sinnigerweise die letzte und höchste Auszeichnung zu einem Diplom, das in mehreren Schwierigkeitsstufen gestaffelt herausgegeben wird.
Ein Sticker wird nachträglich auf das Grunddiplom aufgeklebt und bestätigt eine bestimmte über das Grunddiplom hinaus erreichte Punktezahl. Hierzu ist ein neuerlicher Antrag mit dem Nachweis der zusätzlich erreichten und bestätigten Funkkontakte erforderlich.
Die Diplom Interessen Gruppe DIG hat sich der Förderung und Einhaltung von Regularien zur offiziellen Anerkennung von neuen Diplomausschreibungen zum Ziel gesetzt, um die Aktivität auf den Bändern durch gute Diplome zu fördern. Die Mitglieder werden zu einer guten und schnellen Betriebstechnik im Sinne des so genannten HAM-Spirits aufgefordert. Informationen über Diplom-Neuerscheinungen finden in regelmäßigen DIG-Rundbriefen und im Rundspruch der wöchentlichen DIG-Runde im 80-m-Band ihre Verbreitung. Seit der Gründung im Jahre 1969 hatte die DIG regen Zulauf, so hatte die Interessen-Gruppe mit Stand 2009 rund 6300 Mitglieder. Selbstverständlich gibt die DIG auch eine Reihe eigener DIG-Diplome heraus.
Wo sollte man als Anfänger starten?
Die hohe Anzahl an regionalen und weltweiten Diplomausschreibungen ist für den Einsteiger verwirrend. Man kann den Einstieg mit einigen lokalen Diplomen beginnen, deren Ausschreibungsbedingungen meistens relativ schnell und leicht zu erfüllen sind. Wenn einem der längerfristige Einsatz für eins der prominenteren Diplome bewusst ist, spricht nichts dagegen, sich gleich mit dem DLD, DXCC oder den anderen klassischen Diplomen ein lohnendes Ziel zu setzen.
Welches Equipment braucht man, um erfolgreich Diplome zu erarbeiten?
Im Prinzip ist keine spezielle Ausrüstung erforderlich – aber vor allem viel Geduld. Selbstredend ist eine gute Ausrüstung der Station der Sache dienlich. Vor allem eine (Richt-) Antenne ist von Vorteil. Erst dann käme evtl. noch eine höhere Sendeleistung in Frage. Klar, wer bis in die Honor Roll (Ehrenliste des DXCC) mit deutlich über 300 Ländern aufsteigen möchte, wird bei seinem Equipment sicherlich „ein Brikett drauflegen“. Das Grunddiplom des DXCC ist aber auch mit 100 W Sendeleistung und Monoband-Dipolen zu schaffen, in Telegrafie oder FT8 allemal. Das „aufgemotzte“ Equipment nützt nicht viel, wenn man kein Gespür für die Ausbreitungsbedingungen hat und bei der schwieriger werdenden Jagd nach DXCC-Punkten oberhalb des Grunddiploms nicht unter Zuhilfenahme von Ausbreitungsvorhersagen, Ankündigungen von DXpeditionen, des DX-Clusters und Co. strategisch vorgeht.
Linkliste wichtiger Institutionen, die Diplome herausgeben
- ARRL American Radio Relay League
- DARC Deutscher Amateur Radio Club e. V.
- OeVSV Österreichischer Versuchsendserverband
- REF Réseau des émetteurs français
- RSGB Radio Society of Great Britain
- USKA Union of Swiss Shortwave Amateurs
- Andere Clubs & Verbände CQ Amateur Radio
- DIG Diploma Interests Group
- IARU International Amateur Radio Union
Quellennachweis:
[1] Pietsch H. J., DJ6HP: Amateurfunk-Lexikon. 1. Auflage. Franzis-Verlag GmbH, München, 1981.