Wettersonden-
jäger – Exotische Freizeitbeschäftigung

Kennen Sie einen Wettersondenjäger und wissen Sie, womit sich die Anhänger dieses etwas exotischen Hobbys beschäftigen?

Auf dieser Seite erklären wir, was die Wettersonden-Jagd so interessant macht. Und wir zeigen auf, welche Möglichkeiten es gibt, Wettersonden zu verfolgen, und welche Ausrüstung Sie dazu benötigen - oder vielleicht schon haben.

Foto: DG1HP

Verfolgen, auslesen, Sammeln

Im Wesentlichen geht es um die Verfolgung der Flugbahnen, das Auslesen der Wetterdaten und das Sammeln von wieder am Erdboden gelandeten Wettersonden. Man sollte annehmen, die größte Zielgruppe für dieses Hobby wären Funkamateure, SWLs und Elektronikbastler. Klar, unter ihnen gibt es so manchen prominenten Wettersondenjäger, der mit viel Sachverstand und technischem Aufwand an Sache herangeht. Sicherlich spielt ein gewisses Faible für die Funktechnik eine Rolle, doch die Mehrheit der Wettersondenjäger sind keine lizenzierten Funkamateure, sondern einfach funkbegeisterte, an der Meteorologie und Aerologie (Höhenwetterkunde) interessierte Personen. Der Personenkreis ist größer als man denkt, denn ein Großteil der Wettersonden wird durch Wettersondenjäger gezielt geborgen.

radiosondy.info

Einen tieferen Einblick in dieses spezielle Interessengebiet erhält man erst, wenn man einen passionierten Wettersondenjäger befragt: „Es hat etwas von Geocaching extrem“, meint Eilert Menke, DL9BDM. „Man lernt schwer zugängliche Gebiete abseits der Straßen und Wege kennen und trifft während der finalen Suchaktionen zwangsläufig auch andere Teilnehmer“. Und worin besteht die Motivation?

Neben dem technischen Interesse ist es der sportliche Aspekt, der Wettkampfgedanke und der Aufstieg in der Rangliste der Wettersondenjäger auf radiosondy.info. So mancher Wettersondenjäger hat eine umfangreiche Sammlung in seinem Hobbyraum als Trophäen unter der Decke hängen.

Was ist eine Wettersonde – Technik und Aufgaben

Träger der Wettersonde ist ein mit dem Edelgas Helium gefüllter Stratosphärenballon (1) aus hochelastischem Naturkautschuk. Unter dem Ballon, in neueren Modellen bereits in den Ballon integriert, folgt der zusammengelegte Fallschirm (2). Auf dem sogenannten Abwickler (3) ist eine 60 m lange, reißfeste dünne Kunststoffschnur aufgewickelt. Sie trägt an ihrem unteren Ende die in ein Schutzgehäuse aus Styropor gekapselte Radiosonde (4) mit der außen angebrachten Sensoreinheit für die Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Der große Abstand ist erforderlich, um einen Einfluss des Ballons auf die Messungen auszuschließen.

Die Wettersonden sind mit Funktionen und Sensoren zur Erfassung folgender Messwerte ausgestattet: Ein GPS-Modul dient zur exakten Standortbestimmung. Die GPS-Daten werden jedoch nur als GPS-RAW-Daten, nicht als klassische Koordinaten übermittelt. Die Fluggeschwindigkeit, Flughöhe und Steigrate werden über das GPS errechnet. Jeweils entsprechende Sensoren messen den Luftdruck, die Temperatur, die relative Luftfeuchtigkeit und den Taupunkt. All diese Daten werden digital in der Betriebsart FM narrow (Schmalband-FM) auf einer der Sonde zugeteilten Frequenz im Frequenzbereich 400 bis 406 MHz, mit einer Sendeleistung von 50-60 mW ausgestrahlt. Die gesamte Elektronik ist in SMD-Technik auf einer einzigen Platine untergebracht und wird durch zwei Lithium-Batterien mit 3 V Betriebsspannung versorgt.

In einer Höhe von 31 bis 35 km und einer zurückgelegten, horizontalen Entfernung zwischen minimal 10 bis zu durchschnittlich 300 km, in Einzelfällen bis zu 1000 km, platzt die inzwischen auf Einfamilienhausgröße aufgeblähte Ballonhülle. Nach einer Strecke des freien Falls öffnet sich der Fallschirm und der gebremste Sinkflug beginnt. Im Sinkflug, je nach Windrichtung und Windstärke, kann die Sonde bis zum endgültigen Fundort nochmals eine gleich große Distanz wie beim Aufstieg zurücklegen. Durch die in vielen Gebieten vorherrschenden Windrichtungen liegen die späteren Fundorte überwiegend in einer bevorzugten Richtung zum Startort. Im Durchschnitt ist ein Wetterballon vom Start bis zur Landung drei Stunden im Luftraum unterwegs.

So genannte Ozon-Sonden sind wesentlich größer, technisch aufwändiger und werden einmal wöchentlich gestartet. Wer die Überreste einer diesen Sonden findet, wird gebeten sich mit dem Wetterdienst in Verbindung zu setzen. Gegen Zahlung einer Fundprämie wird um die Rückgabe der Ozon-Sonde gebeten.

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Rückblick auf die alte Technik

Früher, von den 50er- bis in die 80er-Jahre hinein, arbeiteten Wettersonden noch mit analoger Technik in den Frequenzbereichen 27 MHz, sowie zwischen 40 bis 50 MHz. Der Luftdruck wurde mit einem mechanischen Dosenbarometer gemessen und über den Umweg über diesen Wert wurde auch die Höhe über dem Erdboden bestimmt. Thermometer und Hygrometer lieferten die Messwerte zu Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Ein Quarz-gesteuerten Sender wurde analog zum Messwert in der Tonhöhe (A2) moduliert. Viel mehr an Daten lieferten die Sonden nicht. Alle weiteren Erkenntnisse und Informationen, wie sie heute von den Sonden direkt übermittelt werden, wie exakte Höhe, Steigrate, Geschwindigkeit und Richtung, ließen sich damals nur mittels Radar vom Boden aus gewinnen. Dazu trugen die Wetterballone am unteren Ende einen Radar-Reflektor, womit ihre Flugbahnen mit einem Radar vom Start- und Standort des jeweiligen Wetterdienstes aus verfolgt wurden.

Aufgaben und Zuständigkeiten der Wetterdienste

In Deutschland gibt es zirka 30 Standorte des Deutschen Wetterdienstes DWD und der Bundeswehr, an denen regelmäßig Wettersonden gestartet werden. Der Zeitplan ist international geregelt: Mindestens zweimal täglich, tagsüber um 12:00 UTC und nachts um 00:00 UTC. Neben den allgemeinen Daten für den Wetterdienst, sammelt die Bundeswehr auch weitere Wetterdaten für ihren eigenen Flugbetrieb. Weltweit gibt es ein Netzwerk von mehr als 600 Wetterstationen, von denen aus mehrmals täglich Wetterballone starten. Die von den Wettersonden gelieferten Daten bilden eine wesentliche Grundlage zur Erstellung unserer Wettervorhersagen.

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Aktuelle Wettersonden

Die Wettersonde Vaisala RS41-SGP ist das Standardmodell und wird bei den Wetterdiensten in DL, EU sowie weltweit am häufigsten eingesetzt. Ein weiterer Hersteller von Wettersonden ist die Firma Graw, mit dem Modell DTM17 am Markt präsent.

Ein Aufkleber des DWD informiert über den Einsatzzweck und die weitere Verwendung:

Diese Radiosonde dient zur Messung von Lufttemperatur, Luftfeuchte und Luftdruck sowie Windrichtung und Windgeschwindigkeit und wurde vom Deutschen Wetterdienst (DWD) gestartet.

Das Messgerät wird nicht mehr benötigt und kann über das lokale Abfallsystem (Elektroschrott) entsorgt werden.

Im Schadensfall wenden Sie sich bitte unter Angabe der Seriennummer an die E-Mail-Adresse: [email protected]

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(Abbildung ähnlich)

Notwendige Hardware für die Wettersondenjagd

Empfänger, Handscanner, Handfunkgeräte und Richtantennen sind unverzichtbare Hilfsmittel für eine erfolgreiche Wettersondenjagd, insbesondere auf der so genannten letzten Meile bzw. den letzten Metern vor dem Fundort am Boden.

Theoretisch kann man eine Sonde auch ohne weitere technische Hilfsmittel auffinden, indem man von zu Hause aus durch Radiosonden-Monitoring des DWD auf dwd.de, alternativ auf wettersonde.net oder mit dem Radiosonden-Tracker von SQ6KXY, radiosondy.info, die Flugbahn bis zur endgültigen Landung verfolgt. Anschließend könnte man mit diesen Daten den Ort aufsuchen, um die Sonde zu bergen. Aber eben eher theoretisch und mit viel Glück, wenn man als einziger an dem „Fall“ dran ist. Außerdem bleibt eine gewisse Ungenauigkeit und das Gelände kann sehr unübersichtlich sein.

Die Mindestausrüstung vor Ort ist ein Handscanner oder ein Handfunkgerät, das den Frequenzbereich 400-406 MHz abdeckt, eine brauchbare S-Meter-Anzeige (analog oder Balkenanzeige), einen Abschwächer und eine abschraubbare Gummiwendelantenne besitzt.

Für eine erste Peilung ist es sinnvoll, eine kleine Richtantenne auf den Scanner oder das Handfunkgerät aufzustecken. Hier sind eine HB9CV für das 70-cm-Band oder eine kleine logarithmisch-periodische Richtantenne besonders geeignet. Beim Ziellauf zum Standort der Sonde, die immer noch sendet, wird zuerst der Abschwächer benutzt. Wenn die Sonde immer noch nicht aufzufinden ist, wird im absoluten Nahbereich auf den sprichwörtlich letzten Metern die Antenne abgeschraubt.

Dies ist die sportliche, aber inzwischen technisch überholte, klassische Methode des Peilens. Weitere Hilfsmittel zur Bergung einer Wettersonde sind eine Fiberglas-Teleskoprute, sowie ein kleines, leichtes Fernglas für den Nahbereich.

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Sondensuche mit TTGo und Smartphone

Aktuell wird für die Ortung und Suche von vielen Wettersondenjägern ein TTGo zusammen mit einem Android-Handy zur Darstellung der Flugbahn eingesetzt. Damit erübrigt sich die herkömmliche Ortung durch Peilung des Sondensignals im Nahbereich.

Ein für den Sondenempfang mit einer Firmware programmiertes TTGo-Modul empfängt über eine Antenne im Bereich 400 bis 406 MHz das Signal der Wettersonde. Die Daten können auf einem Display ausgelesen und die Flugbahn auf einer Live-Karte dargestellt werden. Damit ist auch bereits der Empfang von Wettersonden von zu Hause aus, ohne eine anschließende Suche und Bergung der Sonde möglich. Wird dieses Equipment mobil bzw. portabel eingesetzt, ist eine Ortung der Sonden über die Standortkoordinaten, ohne eine klassische Peilung des Signals möglich. Ein LoRa-Tracker kann die Daten drahtlos direkt auf ein Smartphone übertragen. Auf www.wettersonde.net sind detaillierte Infos und die entsprechende Software zu dieser Technik verfügbar.

Was ist LoRa und LoRaWAN?

LoRaWAN = Low Power Wide Area Network, ist eine Funktechnologie in den ISM-Bereichen 433/868/915 MHz und dient zur Datenübertragung im sog. Internet der Dinge. Dieses Netzwerk wird aus den Nodes (Endgeräte) und den Gateways (Basisstationen) gebildet. Sie leiten die Daten zwischen den Endgeräten und den Netzwerkservern weiter. weiterleiten. Die Verbindung zwischen Endgeräten und Gateways erfolgt entweder drahtlos über Frequenzen in den ISM-Bandbereichen oder über Mobilfunkfrequenzen. Gateways und Netzwerkserver kommunizieren über IP-Verbindungen im Internet. Einen tiefergehenden Einblick in die Begriffe und Funktionen dieser komplexen Technik erhalten Sie auf unserer Kategorieseite “LoRa/Helium Antennen”.

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Weitere Verwendung der Wettersonden

Was kann man mit den Wettersonden anfangen, außer sie zu sammeln?

Einige Funkamateure unter den Wettersondenjägern programmieren die Sonden für eine Frequenz im 70-cm-Amateurfunkband um. Dazu ist kein Eingriff in die Hardware erforderlich, zum Umprogrammieren besitzen die Sonden eine Schnittstelle! Sie werden dann erneut im Rahmen von Amateurfunkprojekten an einem Ballon eingesetzt. Zur Vaisala RS41-Wettersonde enthält https://www.dl1nux.de/umbau-einer-vaisala-rs41-wettersonde/ eine ausführliche Umbauanleitung. Ansonsten bietet die kleine SMD-Platine kaum etwas zum Ausschlachten. Lediglich die beiden Lithiumbatterien sind begehrt, da sie nach dem einmaligen, relativ kurzen Einsatz immer noch zu einem großen Teil geladen sind.

Unterstützung Für Sondenjäger

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Unterstützung durch spezielle Software

Unter den folgenden Links stehen der Wettersondenjagd unterstützende Software zum Download bereit:

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Unterstützung durch Webseiten

Unter den folgenden Links finden Sie Radiosonden-Monitoring auf Karten in Echtzeit:

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Gibt es Interessengruppen für dieses Hobby?

Wettersondenjäger sind eher Einzelkämpfer und stehen gegenseitig in Konkurrenz zueinander. Dass eine Wettersonde im Team gesucht und geborgen wird, kommt sicherlich nur äußerst selten vor. Deshalb sind Wettersondenjäger kaum organisiert und es gibt, abgesehen von einer Registrierung und dem Mitgliederbereich auf http://radiosondy.info, im eigentlichen Sinne keinen Verein oder eine Interessenvertretung. Somit hat diese Freizeitbeschäftigung etwas von „inoffiziell und geheimnisvoll“.

RadioSondy Registrierung
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Beitrag zum Umweltschutz

Die Exemplare, die nicht aufgefunden werden, verbleiben leider mit Sonde, Fallschirm und Tragschnur in der Natur. Die Ballonhülle aus Naturkautschuk verrottet zwar schnell und ist somit biologisch abbaubar. Aber die für Tiere nicht verdaubaren Überreste der Fallschirmhülle und insbesondere die dünnen, reißfesten Tragschnüre aus Kunststoff, stellen eine erhebliche Gefahr für Tierwelt dar. Somit leisten die Wettersondenjäger mit ihrer Freizeitbeschäftigung auch einen Beitrag zum Umweltschutz. Weitere Zufallsfunde durch Spaziergänger oder Grundstückseigentümer werden gemäß den Infos auf dem Aufkleber ohnehin entsorgt.

NABU Blog

FAQ

Was passiert mit gefundenen Wettersonden? Muss man sie zurückgeben?

Nein, siehe Text auf dem Aufkleber auf dem Sondengehäuse.
Ausnahme, Ozon-Sonden: Sie müssen zurückgegeben werden!

Wie oft werden Wettersonden gestartet?

In Deutschland zwei Mal täglich, jeweils um 00:00 und 12:00 Uhr UTC. In anderen Ländern bis zu vier Mal täglich, im 6-Stundentakt um 00:00; 06:00; 12:00 und 18:00 Uhr UTC.

Wer darf die Aussendungen von Wettersonden abhören?

Der Empfang und das Auslesen der Daten unterliegen keiner Beschränkung und sind für jedermann zugänglich.